VOL.AT ungeschminkt im O-Ton

VOL.AT ungeschminkt im O-Ton

Transkript

Zurück zur Episode

Herzlich willkommen zu unserer heutigen Analyse. Schön, dass Sie wieder dabei sind. Heute nehmen wir uns ja wirklich mal Zeit für einen detaillierten Blick auf das österreichische Bildungssystem. Ihr Wunsch war es ja genau zu verstehen, wie Österreich im internationalen Vergleich dasteht. Insbesondere im Vergleich zu den Nachbarn, also Deutschland, Schweiz und Italien. Wir schauen aber auch auf den EU-Durchschnitt und wagen den Blick über den Tellerrand zu globalen Playern wie Südkorea, Japan, Kanada, den USA und Australien. Wobei man sagen muss, Liechtenstein und Singapur, die sind in den Daten, die wir hier haben, leider nicht so gut abgedeckt. Das geht also nicht immer. Stimmt, guter Punkt. Die Basis für uns sind jedenfalls top aktuelle Daten. Vor allem aus dem OECD-Bericht "Bildung auf einen Blick 2025" und anderen Quellen, die sie uns ja auch geschickt haben. Und uns interessiert dabei nicht nur die Gesamtsituation, sondern auch explizit die Unterschiede zwischen Männern und Frauen. Das ist ja oft ein Thema. Absolut. Was haben wir also vor? Wir beleuchten verschiedene Facetten. Wie gebildet sind die Österreicherinnen und Österreicher und was können sie? Also was können sie wirklich? Wie viel investiert das Land in Bildung von der Kita bis zur Uni? Und natürlich die Lehrkräfte. Gehälter, Alter, Arbeitsbedingungen, das ist ja immer ein Knackpunkt. Genau. Und schließlich, wie gut gelingen die Übergänge? Also zum Beispiel in den Arbeitsmarkt. Okay, ich würde sagen, packen wir es an. Sind sie bereit für eine Tour durch die Zahlen und ja, was dahinter steckt? Absolut. Diese vergleichende Perspektive ist, ich finde, goldwert. Sie hilft uns wirklich einzuordnen, wo Österreich gut aufgestellt ist und wo vielleicht noch, naja, Luft nach oben ist. Immer natürlich auf Basis der Fakten aus ihren Quellen. Sie haben ja die PIAG-Studie zu Erwachsenenkompetenzen genannt oder die UOE-Daten von UNESCO, OECD und Eurostat. Das ist schon eine solide Grundlage. Das Spannende sind ja nicht nur die Zahlen selbst, finde ich, sondern die Geschichten dahinter. Warum sind die Systeme so unterschiedlich? Was können wir vielleicht daraus lernen? Genau das wollen wir heute für Sie herausarbeiten. Fangen wir mal ganz oben an. Beim Bildungsstand. Wie viele junge Erwachsene, sagen wir mal die 25 bis 34-Jährigen, haben in Österreich einen Hochschulabschluss? International spricht man da ja von Tertia-Bildung. Der OECD-Schnitt liegt, glaube ich, bei 48 Prozent. Wo steht denn Österreich da so im Kreise seiner Nachbarn und global? Also Österreich liegt da mit 46 Prozent bei den jungen Erwachsenen knapp unter diesem OECD-Durchschnitt von 48 Prozent. Interessant ist aber der Blick auf die Nachbarn. Deutschland kommt hier nur auf 39 Prozent und Italien sogar nur auf 32 Prozent. Also da steht Österreich deutlich besser da. Die Schweiz hingegen, die zieht mit 52 Prozent vorbei. Und wenn wir global schauen, da gibt es natürlich Länder wie Südkorea mit wirklich beeindruckenden 70 Prozent oder Kanada mit 69. Auch Japan, Australien, die USA liegen deutlich über dem österreichischen Wert. Wow, 70 Prozent, das ist eine Hausnummer. Ja, der Trend geht zwar international nach oben bei den Abschlüssen, aber die Unterschiede bleiben halt groß. Und wie sieht es mit dem Unterschied zwischen Männern und Frauen aus? Der wird ja oft diskutiert. International haben ja, glaube ich, mehr junge Frauen als Männer einen Hochschulabschluss. Gilt das auch für Österreich? Ja, genau. Dieser Trend bestätigt sich auch in Österreich, wenn auch vielleicht etwas weniger stark ausgeprägt als im OECD-Schnitt. Da liegt die Differenz bei 11 Prozentpunkten. Und in Österreich? In Österreich haben 49 Prozent der jungen Frauen einen Hochschulabschluss, aber nur 43 Prozent der jungen Männer. Das sind dann sechs Prozentpunkte Unterschied. Immerhin. Ja, in Deutschland ist die Lücke ähnlich groß. In der Schweiz mit zehn Prozentpunkten etwas größer und in Italien mit elf Prozentpunkten ebenfalls sehr deutlich. Selbst in Südkorea auf diesem hohen Niveau sehen wir einen Abstand. 74 Prozent der Frauen gegenüber 66 Prozent der Männer. Also Frauen sind da bildungsmäßig oft im Vorteil, was die Abschlüsse angeht. Okay, ein Abschluss ist das eine. Aber sie haben es angedeutet. Was können die Menschen dann tatsächlich im Alltag anwenden? Dafür gibt es ja diese PIAG-Studie. Die misst ja zum Beispiel Leser- und Rechenkompetenz von Erwachsenen. Wie schneidet Österreich da ab? Ja, das ist der spannende zweite Blick. Hier zeigt sich nämlich ein etwas, naja, anderes Bild. Bei der Lesekompetenz erreichen Erwachsenen in Österreich im Schnitt 269 Punkte. Das ist auf einer 500-Punkte-Skala. Und wie ist das im Vergleich? Das ist zwar über dem OECD-Mittel, aber doch ein Stück hinter den Spitzenreitern. Japan zum Beispiel hat fast 300 Punkte. Auch Finnland und Schweden sind da besser. Deutschland liegt mit 270 Punkten ganz ähnlich wie Österreich. Ah ja. Haben Erwachsene mit Hochschulabschluss signifikant bessere Lese- und Rechenfähigkeiten. Okay. Also besser als jene, die maximal einen Lehrabschluss oder Matura haben. Und erst recht natürlich besser als jene mit nur Pflichtschulabschluss. Höhere Bildung führt im Schnitt also tatsächlich zu besseren Grundkompetenzen. Das ist schon mal eine wichtige Erkenntnis. Ein wichtiger Punkt in vielen Ländern ist ja der Bildungserfolg von Menschen mit Migrationshintergrund. Gerade wenn zu Hause nicht die Landessprache gesprochen wird. Sehen die Daten da Unterschiede für Österreich? Ja, das ist eine bekannte Herausforderung und die PIA-AC-Daten bestätigen das auch für Österreich. Man sieht einen deutlichen Kompetenzunterschied beim Lesen. Und zwar zwischen hier geborenen Erwachsenen und Zugewanderten, die zu Hause eben kein Deutsch sprechen. Diese Lücke ist in Österreich durchaus beträchtig. Wie groß ist die ungefähr? Naja, vergleichbar mit der in Deutschland oder Flandern in Belgien. Teilweise über 70 Punkte Unterschied. Das ist schon viel. Oha! Und das ist größer als etwa in klassischen Einwanderungsländern wie Kanada oder Irland. Das deutet halt darauf hin, dass Spracherwerb und Integration im Bildungssystem ganz zentrale Themen sind und bleiben. Das wirft natürlich die Frage auf, was investiert Österreich eigentlich in sein Bildungssystem? Sie sagten ja Bildung zahlt sich aus, aber sie ist ja auch nicht billig. Wie sieht es denn mit den Ausgaben pro Schülerin oder Student aus? Ja, gute Frage. Schauen wir mal. Auf die Gesamtausgaben pro Kopf, also über alle Bildungsstufen hinweg, da gibt Österreich rund 14.500 US-Dollar aus. Kaufkraftbereinigt natürlich. Und wie ist das im Vergleich? Das ist leicht unter dem OICD-Schnitt von etwa 15.000 Dollar. Nachbar Deutschland investiert zum Beispiel mehr, über 17.500 Dollar. Und die Schweiz mit 21.000 Dollar sogar deutlich mehr. Südkorea liegt mit etwa 17.000 Dollar ebenfalls darüber. Also absolut gesehen eher Mittelfeld bis leicht darunter. Genau. Richtig interessant wird es aber, finde ich, wenn man das ins Verhältnis zur Wirtschaftskraft setzt, also zum Brutto-Inlands-Produkt pro Kopf. Ah ja. Und da investiert Österreich mit über 28 Prozent einen größeren Anteil seiner Wirtschaftsleistung in Bildung als der OICD-Durchschnitt. Der liegt bei etwa 25 Prozent. Das heißt, relativ gesehen ist Österreich durchaus spendabel, muss man sagen. Das ist ja spannend. Und die Nachbarn? Deutschland liegt hier genau im Schnitt, die Schweiz sogar darunter, was überraschend ist bei den hohen absoluten Ausgaben. Und Südkorea liegt ähnlich wie Österreich, investiert also auch relativ viel. Und wer bezahlt das Ganze? Ist das der Staat oder sind das die Privathaushalte, die Unternehmen? Gerade bei den Unis ist das ja oft ein großes Thema. Also in den Schulen, sprich bis zur Matura oder dem Lehrabschluss, da ist die Finanzierung in Österreich ganz klar staatlich dominiert. Über 90 Prozent. Das ist aber fast überall in der OICD so. Okay. Spannender ist der Hochschulbereich. International tragen Private, also Haushalte und Unternehmen, hier im Schnitt fast ein Drittel der Kosten. Und in Österreich? In Österreich ist der staatliche Anteil auch hier mit fast 90 Prozent außergewöhnlich hoch. Deutlich über dem OICD-Schnitt von etwa 67 Prozent. Wow. Das hängt natürlich stark mit den Studiengebühren zusammen. Genau, gutes Stichwort. Wie ist da die Lage in Österreich? Deutschland ist ja bekannt dafür, oft gar keine Gebühren zu nehmen. Ja, Österreich hat da ein differenziertes System. Für Österreicher und EU-Bürger gibt es im Bachelorstudium an öffentlichen Unis oft gar keine oder nur sehr geringe Gebühren. Also solange man im Zeitrahmen bleibt. Das ist ähnlich wie in Deutschland. Okay, also für EU-Bürger günstig. Genau. Anders sieht es für Studierende von außerhalb der EU aus. Für die werden oft Gebühren verlangt. Meistens im Bereich bis 2000 US-Dollar pro Jahr. Das ist ja im internationalen Vergleich immer noch wenig, oder? Absolut. Das ist zwar mehr als für EU-Bürger, aber immer noch deutlich weniger als in Ländern wie Australien, Kanada, Großbritannien oder den USA. Da werden ja schnell mal über 20.000 Dollar fällig. Wahnsinn. Die Schweiz hat eher moderate Gebühren für alle. Italien setzt stark auf einkommensabhängige Modelle. Also da gibt es ganz verschiedene Philosophien. Und wie sieht es ganz am Anfang aus, bei den Kleinsten? Was wird in Kindergärten und Vorschulen investiert? Auch hier investiert Österreich pro Kind relativ viel. Etwa 11.000 US-Dollar jährlich. Das ist mehr als im OECD-Schnitt, aber weniger als die Spitzenreiter wie Luxemburg, Schweden oder Norwegen. Und Deutschland, Schweiz? Deutschland gibt mit rund 13.000 Dollar etwas mehr aus. Die Schweiz mit 14.000 Dollar ebenfalls. Wichtig ist aber auch hier wieder. Die Finanzierung ist in Österreich fast ausschließlich öffentlich. Der Anteil liegt über 90 Prozent. Also viel höher als international? Ja, deutlich über dem internationalen Durchschnitt. Das zeigt schon den hohen Stellenwert, den die frühe Bildung politisch hat in Österreich. Kommen wir zu denen, die die Bildung vermitteln. Den Lehrkräften. Ein absolut zentraler Faktor, wie sie sagten. Wie sieht es denn mit den Gehältern in Österreich aus? Sagen wir mal beim Einstieg in der Volksschule. Also im internationalen Vergleich liegen die österreichischen Einstiegsgehälter für Volksschullehrer eher im Mittelfeld, wenn man die Kaufkraft berücksichtigt. Also nicht schlecht, aber auch nicht spitze. Genau. Sie sind höher als in Italien, aber niedriger als etwa in Deutschland, der Schweiz oder Luxemburg. Die führen da oft die Ranglisten an. Auch Südkorea oder die USA zahlen tendenziell mehr am Anfang. Wichtiger ist aber oft das Verhältnis zum Verdienst anderer Akademiker im Land. International verdienen Lehrer zum Start oft nur 80 Prozent dessen, was andere Akademiker bekommen. Und in Österreich? Hier scheint Österreich etwas besser dazustehen. Die Lehrergehälter sind also relativ gesehen konkurrenzfähiger als im OECD-Schnitt. Das ist nicht unwichtig für die Attraktivität des Berufs. Und schlägt sich das dann in den Kosten nieder? Sind österreichische Schulen teuer, weil die Lehrer so viel verdienen? Oder spielen da andere Dinge eine Rolle? Eine interessante Frage. Die reinen Gehaltskosten pro Schüler sind in Österreich tatsächlich überdurchschnittlich hoch. Sowohl in der Volksschule als auch in der Unterstufe. Höher als wo zum Beispiel? Sie liegen höher als beispielsweise in Finnland oder den Niederlanden, aber unter denen in Deutschland. Das liegt aber nicht nur an den Gehältern. Sondern? Die Daten deuten darauf hin, dass auch die Klassengrößen eine Rolle spielen, die in Österreich ja eher klein sind, und auch die vorgeschriebene Unterrichtszeit. Beides treibt die Kosten pro Schüler nach oben. Es ist also eine Kombination aus Faktoren, nicht nur das Gehalt allein. Jetzt wird's wirklich interessant, finde ich. Das Alter der Lehrkräfte. In Italien gibt es ja diese riesige Pensionierungswelle. Droht das in Österreich auch? Ja, das ist definitiv ein Thema, das man im Auge behalten muss. Im Jahr 2023 waren in Österreich rund 38 Prozent der Lehrkräfte in den weiterführenden Schulen 50 Jahre oder älter. Und wie ist das im Vergleich? Ist das viel? Das ist ziemlich genau im OECD-Schnitt und auch ähnlich wie in Deutschland. Also keine Extremsituation wie in Italien, wo ja über 60 Prozent der Lehrer über 50 sind. Puh. Es gibt wirklich jüngere Lehrerschaften. Das heißt, Nachwuchs wird gebraucht? Unbedingt. Positiv ist aber, der Anteil an Lehrkräften ohne volle Qualifikation ist in Österreich sehr gering. Unter 1 Prozent in der Volksschule und nur wenige Prozent in den Sekundarstufen. Ah, das ist gut. Ja, das ist deutlich besser als in Ländern wie Frankreich, den Niederlanden oder den USA, wo das teilweise ein größeres Problem ist. Bisher gelingt es also offenbar gut, qualifizierte Leute zu finden, auch wenn die Alterung fortschreitet. Und bleiben die Lehrerinnen und Lehrer dann auch im Beruf, bis sie in Pension gehen? Oder werfen viele vorher das Handtuch? Die Daten legen nahe, dass in Österreich die Pensionierung der Hauptgrund für das Ausscheiden aus dem Lehrerberuf ist. Der Anteil derer, die kündigen, ist deutlich geringer. Anders als in anderen Ländern? Ja, das ist ähnlich wie in Italien oder Südkorea, aber ganz anders als etwa in Dänemark oder England, wo Kündigungen klar überwiegen. Was sagt uns das? Naja, das könnte ein Zeichen für vergleichsweise gute Arbeitsbedingungen oder vielleicht eine stärkere Berufszufriedenheit in Österreich sein. Oder es spiegelt eben auch einfach die Altersstruktur wieder, dass viele jetzt ins Pensionsalter kommen. Wahrscheinlich ne Mischung. Okay, schauen wir jetzt mal auf die jungen Leute selbst nach der Schule. Ein wichtiges Thema sind ja immer die sogenannten Needs. Also junge Menschen zwischen 18 und 24, die weder arbeiten noch in Ausbildung sind. Wie auch ist diese Quote in Österreich? Ja, das ist ein ganz wichtiger Indikator dafür, wie gut der Übergang von der Schule ins Berufsleben oder ins Studium gelingt. Und hier muss man sagen, Österreich steht wirklich gut da. Ach ja. Ja, die Need-Quote lag 2024 bei knapp 10 Prozent. Das ist deutlich unter dem OECD-Schnitt von 14 Prozent und auch besser als der EU-Durchschnitt von etwa 12 Prozent. Super. Und die Nachbarn? Deutschland und die Schweiz haben ähnlich niedrige Quoten, also da ist man in guter Gesellschaft. Ganz anders sieht es in Italien aus, mit über 18 Prozent eine der höchsten Quoten in Europa. Oje. Auch im globalen Vergleich schneidet Österreich gut ab. Besser als Südkorea, Kanada oder die USA und so auf einem Niveau mit Japan. Das ist schon bemerkenswert. Das klingt erstmal sehr positiv. Gibt es denn Unterschiede zwischen jungen Männern und Frauen bei dieser Need-Quote in Österreich? Ja, und die sind – ehrlich gesagt – überraschend deutlich. Und anders als im internationalen Trend. Wie meinen Sie das? Während im OECD-Schnitt die Quoten für junge Frauen und Männer inzwischen fast gleich aufliegen, ist die Need-Quote für junge Frauen in Österreich mit über 12 Prozent signifikant höher als die für junge Männer mit unter 8 Prozent. Was? Das ist ja ein großer Unterschied. Ja, diese Gender-Lücke ist größer als in Deutschland oder der Schweiz und deutet darauf hin, dass junge Frauen in Österreich offenbar auf größere Hürden beim Übergang stoßen, sei es beim Berufseinstieg oder durch andere Faktoren, vielleicht Betreuungspflichten. Das ist schon ein auffälliger Befund, finde ich. Das überrascht mich jetzt wirklich. Weil bei den Bildungsabschlüssen waren die Frauen ja eher vorn. Genau, das passt nicht so ganz zusammen. Wichtig ist dabei vielleicht noch, die meisten Needs in Österreich sind als arbeitslos registriert und suchen Aktivarbeit. Ah, okay. Der Anteil der sogenannten Inaktiven, die dem Arbeitsmarkt ganz fern stehen, ist geringer. Das unterscheidet Österreich von Ländern wie der Türkei oder Mexiko, wo Inaktivität oft aufgrund familiärer Pflichten eine viel größere Rolle spielt. Verstehe. Zurück zum System. Wie sieht es mit der Teilnahme an Früherbildung aus, also bei den 3- bis 5-Jährigen, im Kindergarten oder in der Vorschule? Hier ist Österreich international ganz vorne mit dabei. Die Teilnahmequote liegt bei über 90 Prozent. Sehr gut. Das ist über dem OECD-Schnitt und auch über Deutschland. Aber etwas niedriger als in Ländern wie Frankreich oder Spanien, wo sie fast bei 100 Prozent liegt. Italien und die Schweiz sind auf einem ähnlichen Niveau wie Österreich. Südkorea erreicht sogar 96 Prozent. Österreich ist ja bekannt für die vierjährige Volksschule und dann die frühe Weichenstellung danach. Wie ist das im Vergleich zu anderen? Genau, diese Struktur ist nicht überall so. Deutschland hat meist auch vier Jahre Grundschule, aber Länder wie Finnland haben eine längere gemeinsame Grundstufe, ich glaube sechs Jahre. Irland sogar acht Jahre Primarstufe. Das ist schon ein Unterschied. Ja. Und diese frühe Aufteilung in Österreich nach der Volksschule führt dann eben auch dazu, dass die berufliche Bildung eine so enorm große Rolle spielt. Das ist ja wirklich ein Markenzeichen Österreichs, oder? Absolut. Über zwei Drittel der Schülerinnen und Schüler in der Oberstufe befinden sich in berufsbildenden OBRAMen, also Lehre, BMS oder BHS. Das ist einer der höchsten Anteile in der gesamten OECD. Mit wem ist das vergleichbar? Vergleichbar eigentlich nur mit der Schweiz oder Tschechien. Und viel höher als etwa in Skandinavien. Deutschland und die Niederlande haben zwar auch starke Berufsbildungssysteme, aber sie sind nicht ganz so dominant wie in Österreich. Führt dieser starke Fokus auf die Berufsbildung dann dazu, dass der Weg an die Uni oder FH vielleicht verbaut ist? Nein, das ist ein ganz wichtiger Punkt. Die Durchlässigkeit ist in Österreich traditionell gut. Es gibt ja Wege wie die Berufsreife-Prüfung oder die Lehre mit Matura. Stimmt. Die sorgen eben dafür, dass auch Absolventen von berufsbildenden Wegen Zugang zu Hochschulen haben. Das österreichische System ist hier, ähnlich wie das deutsche oder schweizerische, so angelegt, dass es sowohl für den direkten Berufseinstieg als auch für ein weiterführendes Studium qualifiziert. Das ist nicht in allen Ländern mit starker Berufsbildung selbstverständlich. Gut zu wissen. Und wenn die jungen Leute dann studieren, wie erfolgreich sind sie dabei? Schaffen viele ihren Bachelor-Abschluss in einer, sagen wir mal, angemessenen Zeit? Ja, wenn wir uns anschauen, wie viele ein Bachelor-Studium innerhalb der Regelstudienzeit plus drei Jahre abschließen, da liegt Österreich international wohl eher im Mittelfeld. Haben wir da genaue Zahlen? Genaue Zahlen für Österreich fehlen leider in den Unterlagen, die wir haben. Aber der OECD-Schnitt liegt hier bei knapp 70 Prozent. Länder wie Japan oder Großbritannien haben oft höhere Raten, Italien traditionell niedrigere. Deutschland und die Schweiz bewegen sich meist im Mittelfeld bis oberen Mittelfeld. Was sich aber auch hier wieder zeigt, wie bei den Abschlüssen, Frauen schließen ihr Studium in fast allen Ländern, auch in Österreich, erfolgreicher und schneller ab als Männer. Das ist ein durchgängiges Muster. Das ist interessant. Zum Abschluss vielleicht noch ein kurzer Blick auf die internationale Anziehungskraft. Ist Österreich ein beliebtes Ziel für Studierende aus dem Ausland? Ja, wie sieht es da aus? Im Vergleich zu den ganz großen Magneten wie Australien, Kanada, UK oder den USA ist der Anteil internationaler Studierender in Österreich zwar geringer, aber erst dennoch beachtlich. Österreich zieht traditionell sehr, sehr viele Studierende aus Deutschland an. Das weiß man ja. Aber auch aus Italien und zunehmend aus Osteuropa und anderen Drittstaaten. Die geografische Lage, das oft gebührenfreie Studium für EU-Bürger und die Qualität der Hochschulen machen Österreich durchaus attraktiv, auch wenn es nicht ganz in der Top-Liga der Zielländer spielt. Puh, das war jetzt wirklich ein intensiver Ritt durch Österreichs Bildungssystem im Spiegel internationaler Daten. Vielen Dank dafür. Gerne. Wenn wir das jetzt mal versuchen zusammenzufassen. Österreich zeigt sich oft im Mittelfeld, aber mit ganz klaren Eigenheiten. Da ist diese extrem starke Betonung der Berufsbildung, Sie sagten es. Eine relativ hohe Investition, gemessen an der Wirtschaftskraft, die hauptsächlich vom Staat kommt. Das ist auch auffällig. Wir sehen eine Lehrerschaft, die zwar altert, aber gut qualifiziert ist und dem Beruf eher treu bleibt. Richtig. Bei den Grundkompetenzen der Erwachsenen scheint aber noch, naja, Luft nach oben zu sein, gerade bei bestimmten Gruppen. Ja, das stimmt. Was mir persönlich besonders aufgefallen ist, einerseits diese sehr gute, niedrige Quote bei den jungen Leuten ohne Job und Ausbildung, also den Needs. Das ist ja wirklich top. Ja. Andererseits aber, dieser deutliche Unterschied dabei zu Lasten der jungen Frauen. Das passt irgendwie nicht ganz zusammen mit dem Bild, dass Frauen bei den Bildungsabschlüssen oft vorne liegen. Das ist schon ein Punkt zum Nachdenken. Absolut. Das ist ein wichtiger Befund. Also was nehmen Sie aus dieser Analyse mit für Ihr Bild vom österreichischen Bildungssystem? Ich hoffe, diese Vergleiche haben ein paar neue Schlaglichter gesetzt und vielleicht auch die eine oder andere Überraschung gebracht. Genau. Die Daten malen eben kein schwarz-weiß Bild. Es gibt klare Stärken wie eben die duale Ausbildung, die hohe Beteiligung an früher Bildung oder die vergleichsweise geringe Jugendarbeitslosigkeit. Das sind ja wichtige Erfolge. Ja. Aber es gibt eben auch Herausforderungen, die Grundkompetenzen zu stärken, den anstehenden Generationswechsel bei den Lehrkräften gut zu managen und, wie Sie sagten, die Ursachen für die Nachteile junger Frauen am Übergang in den Beruf zu verstehen und anzugehen. Stimmt. Eine abschließende Frage, die sich daraus für Sie vielleicht ergibt, zum Weiterdenken. Wenn man diese Vergleiche sieht, was könnte Österreich von anderen lernen? Vielleicht bei der Stärkung der Lesekompetenz oder der digitalen Fähigkeiten, wo andere teils besser sind. Und umgekehrt. Was von dem, was Österreich ausmacht, wie eben diese starke Berufsbildung oder die hohe Durchlässigkeit im System, ist im globalen Wettbewerb besonders wertvoll und vielleicht sogar ein Modell für andere. Das ist sicher eine spannende Frage für weitere Überlegungen. Ein guter Punkt zum Schluss. Vielen Dank jedenfalls für Ihr Interesse und dass Sie uns auf dieser Analyse begleitet

Über diesen Podcast

Aktuelle Interviews und Sager zu brennenden Themen in und um Vorarlberg. Ungefiltert und ungeschminkt

von und mit VOL.AT - Vorarlberg Online

Abonnieren

Follow us